Kriterien für
kompakte Hyperflächen, sphärisch zu sein
Diplomarbeit
von Christoph
Bock
Mathematisches Institut der Universität zu Köln, SS
2002
Zusammenfassung
Eine m-dimensionale
Hyperfläche einer riemannschen Mannigfaltigkeit
heißt sphärisch, wenn sie zu einer
Sphäre des Em+1 isometrisch ist.
Beispiele hierfür sind m-dimensionale
reguläre riemannsche Untermannigfaltigkeiten
von MCm+1
(das ist der (m+1)-dimensionale Standard-Raum konstanter
Krümmung C), die Abstands-Sphären
sind, d.h. genau
die Punkte enthalten, die von einem Element q0
von MCm+1
konstanten
Abstand haben. Möchte man den Nachweis erbringen,
daß eine Hyperfläche in MCm+1
sphärisch ist, genügt es daher zu zeigen,
daß sie eine solche m-dimensionale Abstands-Sphäre
ist.
Ausgangspunkt dieser Arbeit war die Veröffentlichung [FS] von
Fontenele und Silva, in der die Autoren
beweisen [FS, Theorem A], daß eine
kompakte und zusammenhängende Hyperfläche
im Em+1, die in einem abgeschlossenen
Ball vom
Radius r > 0 enthalten und deren
Skalarkrümmung stets kleiner
oder gleich dem konstanten Wert der Skalarkrümmung der
Sphäre vom Radius r in Em+1
ist, bereits die Sphäre ist.
Sie führen dies auf das folgende allgemeinere Resultat
zurück [FS, Theorem B]:
Eine kompakte und zusammenhängende Hyperfläche
im Em+1, deren quadrierte
Stützfunktion multipliziert mit
der Skalarkrümmung stets kleiner oder gleich Eins ist, ist
eine Sphäre.
Wie sich herausstellte, funktionieren die von Fontenele und Silva
angegebenen Beweise nicht nur im Em+1 =
M0m+1, sondern
auch
für analoge Ergebnisse über Hyperflächen der
Standard-Räume konstanter Krümmung C kleiner
Null,
(siehe Abschnitt 5.3).
Da die Voraussetzung C ≥
0 für die Beweisführung entscheidend ist, stellte
sich die Frage, ob ein ähnliches
Resultat wie [FS, Theorem A] auch für die
Standard-Räume konstanter Krümmung
größer Null gilt.
Dies führte zur Betrachtung der Arbeit [V] von
Veeravalli, der nachweist [V, Theorem 1], daß eine
kompakte und
zusammenhängende Hyperfläche von MCm+1
mit m ≥
3 und C ≥
0,
die in
einem abgeschlossenen normalen Ball vom
Radius r Î
]0 , π/(2
√C)[
enthalten und
deren
Ricci-Krümmung stets kleiner oder gleich dem konstanten Wert
der Ricci-Krümmung der Abstands-Sphäre vom
Radius r
in MCm+1 ist,
bereits die Sphäre ist. Dies folgt aus einem erheblich
allgemeineren hinreichenden
Kriterium für sphärische
Hyperflächen in vollständigen und
zusammenhängenden riemannschen Mannigfaltigkeiten mit nach
oben durch eine Zahl größer oder gleich Null
beschränkter Krümmung.
Die Veröffentlichung [M] von Markvorsen wurde in die
Betrachtung
mit einbezogen, da sie ein von Fontenele und Silva formuliertes
Korollar verallgemeinert. Markvorsen beweist [M, Theorem 2],
daß eine
kompakte und zusammenhängende Hyperfläche in einer
vollständigen und zusammenhängenden riemannschen
Mannigfaltigkeit mit durch C nach oben
beschränkter Krümmung sphärisch ist, wenn
sie in einem abgeschlossenen normalen Abstands-Ball vom
Radius r > 0 (bzw. r Î
]0 , π/(2 √C)[,
falls C > 0) enthalten und
ihre mittlere Krümmung betraglich
kleiner oder gleich kC(r) ist,
wobei kC(r) der
konstante Wert des
Betrages der mittleren Krümmung einer Sphäre vom
Radius r im Standard-Raum konstanter
Krümmung C ist.
Die o.g. Resultate werden im fünften Kapitel bewiesen, die
vorherigen vier haben überwiegend vorbereitenden Charakter.
Der Beweis der Sätze von Fontenele und Silva ist sehr
rechnerisch. Neben einer Einführung der Objekte, die in den
Hauptsätzen in Kapitel 5 als Voraussetzungen zugrunde gelegt
sind, enthält das erste Kapitel einen Großteil der
für den Nachweis dieser Sätze notwendigen
Überlegungen.
Kapitel 2 stellt bekannte Resultate zusammen, wie z.B. das Index-Lemma,
die Sätze von Sard, Rauch und Omori sowie das Hopf-Lemma. Die
hier aufgeführten Ergebnisse werden im weiteren Verlauf der
Arbeit als Hilfsmittel benötigt.
Die Beweise von [V, Theorem 1] und [M, Theorem
2] werden auf dieselbe Art und Weise geführt:
Unter gewissen Voraussetzungen sind die Abstands-Sphären einer
vollständigen und zusammenhängenden riemannschen
Mannigfaltigkeit mit nach oben beschränkter Krümmung
isometrisch zu einer Sphäre des Em+1.
Ist dies der
Fall,
so genügt es wieder zu zeigen, daß eine
Hyperfläche eine Abstands-Sphäre ist, um zu beweisen,
daß sie sphärisch ist. Beim Nachweis hiervon kann es
nützlich sein, zunächst mittels des Hopf-Lemmas zu
begründen, daß das Quadrat der Abstandsfunktion
konstant ist. Hierfür benötigt man allerdings
Differenzierbarkeit.
Daher beschäftigen wir uns in Kapitel 3 mit der
Abstandsfunktion in riemannschen Mannigfaltigkeiten nach oben
beschränkter Krümmung. In solchen Mannigfaltigkeiten
bestimmen wir Umgebungen, auf denen das Quadrat der Abstandsfunktion
differenzierbar ist, und betrachten den Gradienten bzw. die Hesseform.
Für letztere weisen wir eine Ungleichung nach, die u.a. bei
der Überprüfung der Voraussetzungen des Hopf-Lemmas
dienlich ist.
Im vierten Kapitel betrachten wir eine Hyperfläche in einer
vollständigen und zusammenhängenden riemannschen
Mannigfaltigkeit N, deren Krümmung kleiner oder
gleich C ist. Wir weisen zunächst
Mindestgrößen der Beträge
der Hauptkrümmungen in Punkten, in denen die Abstandsfunktion
maximal wird, nach. Hieraus folgern wir,
daß eine Abstands-Sphäre in N, deren
mittlere Krümmung betraglich gleich einer gewissen Konstante
ist, isometrisch zu einer Sphäre des Em+1
ist.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kapiteln ist das vierte keine reine
Vorbereitung der Beweise der oben genannten Hauptsätze. Ist
eine Hyperfläche M kompakt, so existiert ein
minimales r > 0 derart, daß M in einem
Ball vom Radius r enthalten ist. Ist dieser Ball normal, so
läßt
sich mit dem oben erwähnten Satz zeigen,
daß das Supremum des Betrages der mittleren Krümmung
auf M größer oder gleich kC(r)
ist, wobei kC(r) der konstante Wert des
Betrages der mittleren
Krümmung der Sphäre vom Radius r im
Standard-Raum
konstanter Krümmung C ist. (Im
Falle C > 0,
muß man zusätzlich fordern, daß r
< π/(2
√C)
gilt.)
Markvorsen
erwähnt
in [M, Theorem 1], daß diese Aussage richtig
bleibt, wenn M lediglich vollständig anstatt kompakt
ist und
nach unten beschränkte Skalarkrümmung hat. Dieser
Beweis wird in Kapitel 4 ebenfalls dargestellt.
[FS] Fontenele, F. und Silva, S. L.: On the scalar curvature
of compact hypersurfaces, Arch. Math. (Basel) 73 (1999), no. 6,
474-480.
[M] Markvorsen, S.: A sufficient condition for a compact
immersion to be spherical, Math. Z. 183 (1983), no. 3,
407-411.
[V] Veeravalli, A. R.: A rigidity theorem for compact
hypersurfaces with an upper bound for the Ricci curvature, Geom.
Dedicata 74
(1999), no. 3, 287-290.
Inhalt
1. Vorbereitungen
1.1 Krümmungsgrößen
1.2 Standard-Räume und Abstandsfunktion
1.3 Richtungsvektorfeld und Stützfunktion
2. Hilfsmittel
2.2
Der Satz von Sard
2.3 Eigenschaften kompakter Mannigfaltigkeiten
2.4 Der Satz von Omori
2.5 Jacobifelder und Indexform
2.6 Der Vergleichssatz von Rauch
2.7 Das Hopf-Lemma
3. Die Abstandsfunktion
4. Immersionen
in normale Bälle
5. Kompakte
sphärische Hyperflächen
5.3
Kriterien für die Skalarkrümmung
5.4 Kriterien für die Ricci-Krümmung
5.5 Kriterien für die mittlere Krümmung